Sándrina

Kurzprofil

Name: Sándrina Silberhammer
Klasse: Priesterin
Beruf: Schneiderin und Kräuterkundige

Die ersten Schritte einer Priesterin

Oft denke ich an jenen Tag zurück.
Er hatte sich in meine Erinnerungen einge-
brannt, wie ein Feuerball seine Spuren in
einem Baumstamm hinterlassen kann.
Ich war noch sehr jung, mein 15. Geburtstag
war gerade einmal vor zwei Wochen gewesen.
Mein Vater war mit meinem Bruder Goigan noch
nicht aus den Wäldern wieder da und draußen tobte
der ein schwerer Schneesturm. Es war für diese Jahreszeit
nicht ungewöhnlich, dass diese Gegend von Stürmen heimgesucht wurde. Doch einen solchen Sturm hatte ich bisher noch nie erlebt und auch meine Mutter schien völlig verängstigt zu sein und lief unruhig in unserer Wohnung auf und ab. Es war offensichtlich, dass sie sich große Sorgen um meinen Vater und meinen Bruder machte. Viele Stunden vergingen und es war schon tiefste Nacht, als es plötzlich heftig an der Tür pochte. Ein Kurier aus Ironforge war zu uns hinaus gekommen, um uns zu warnen. Vermutlich würden die Stürme noch einige Stunden andauern und es bestünde die Gefahr einiger gewaltiger Lawinen. Wir wurden also aufgefordert uns sofort mit ihm und den anderen aus dem Dorf hinter den sicheren Mauern der Hauptstadt in Sicherheit zu bringen. Verängstigt klammerte ich mich an die Hand meiner Mutter, die nur widerwillig der Aufforderung des Kuriers nachkam und den anderen in Richtung Ironforge folgte. Es war eine beschwerliche Reise, der vom Wind aufgewirbelte Schnee lies uns kaum weiter als eine Handbreit sehen und ohne unseren Kurier wären wir wohl aufgeschmissen gewesen. Auch unterhalten konnten wir uns nicht, da das Tosen des Windes all unsere Worte übertönte.
Und so kam es, dass wir die drohende Gefahr auch erst im letzten Moment bemerkten. Eine Lawine war auf uns zugerollt und erfasste unsere Gruppe völlig unvorbereitet. Auf den sich bewegenden Schneemassen verlor ich mein Gleichgewicht und rutschte unkontrolliert den Hang hinab, bis ich gegen etwas Hartes prallte. Es muss ein Fels oder ein Baum gewesen sein, ich weiß es nicht mehr so genau. Natürlich versuchte ich mich gegen die Schneemassen zu wehren, doch gelang es mir natürlich nicht und so wurde ich von den Schneemassen fast begraben. Dann wurde ich von Dunkelheit umgeben und mit einem Mal war es ganz still.

Ich weiß nicht wie lange ich von den Schneemassen vergraben war, als das Bewusstsein wieder erlangte und mich wie neu geboren fühlte. Ich konnte mir das nicht erklären, denn obwohl ich noch immer im Schnee lag, war mir nicht kalt. Eine angenehme Wärme durchströmte meinen Körper und mit neuer Kraft gelang es mir, mich aus dem Schnee zu befreien. Verwirrt sah ich mich um. Der Sturm hatte mehrere Bäume zu Fall gebracht und der Schnee hatte sein übriges dazu beigetragen, die Gegend bis zur Unkenntlichkeit zu verwandeln. Der Sturm hatte sich zwar gelegt, doch es war noch immer stockdunkel. Doch da war ein schwaches Glimmen zu erkennen, ich konnte nicht erkennen was die Quelle dieses Lichtes war aber es bewegte sich den Hang hinauf. Ich beschloss also dieser mysteriösen Lichtquelle zu folgen, alles war besser als alleine hier in der Dunkelheit zu verweilen. Der Aufstieg war sehr beschwerlich und das Licht war schon fast verschwunden.

Ich erschrak als plötzlich ein Schrei durch die Stille der Nacht gellte. Gleich darauf wurde das Licht intensiver und viel heller, doch noch immer konnte ich nicht erkennen, woher das Licht kam. Ich lauschte in die Nacht hinaus und jetzt, wo ich genauer hinhörte, bemerkte ich weiter oben am Hang mehrere Stimmen. Der Wunsch, endlich aus dieser Einsamkeit hinaus zu brechen verlieh mir die Kraft, mich durch die Schneemassen zu kämpfen. Mich beschlich ein unangenehmes Gefühl, je näher ich den Stimmen kam. Das meiste was ich hörte, waren schmerzhafte Murmeleien und Geflüster. Panische Gedanken schossen mir durch den Kopf, was wenn dies die Gruppe meiner Mutter gewesen ist, was wenn ihr etwas zugestoßen ist. Mit letzter Kraft kroch ich durch ein Dickicht aus Sträuchern und Büschen, bevor ich vor Angst erstarrte. Der Anblick, der sich mir bot war schrecklich. Die Körper von mehreren Dutzend Zwergen lagen auf dem Boden, teilweise noch halb im Schnee vergraben. Ihre Körper waren von der Kälte fast Starr und den meisten machten viele Verletzungen zu schaffen. Einige erkannte ich wieder, dort war die zum Beispiel Sheila, die Frau des Konditors, die mir immer mal ein kleines Stück Kuchen zusteckte und unser Nachbar Fastus der abends oft zu uns rüber kam und mit meinem Vater zusammen ein paar Krüge Met trank. Das waren alle die Leute, die mit meiner Mutter und mir zusammen geflohen waren. Meine Blicke schweiften suchend über die Körper hinweg. Wo war nur meine Mutter, hoffentlich war ihr nichts passiert.
Einen kurzen Augenblick stand ich nur da und starrte wie gebannt auf die Zwerge.
Angesichts der Lage, die sich mir dort bot, hätte mich meine Angst eigentlich überwältigen müssen. Der Gedanke verwirrte mich, ich wusste nicht, woher ich diese Gelassenheit und Ruhe nahm. Noch einmal ließ ich meinen Blick über die Menge schweifen und jetzt erst fiel es mir auf. Das Licht, welches ich schon vorher unten am Hang gesehen hatte, befand sich nur wenige Meter vor mir. Es ging von einer alten weißhaarigen Zwergin aus. Ich hatte sie schon vorher einige Male im Dorf gesehen, doch noch nie mit ihr gesprochen. Ich wusste, dass sie alleine in einer kleinen Hütte, weiter unten am Hang wohnte. Sie blickte mich durchdringend mit ihren alten allwissend scheinenden Augen an und ging langsam auf mich zu. Ich erschrak! Die alte Zwergin schwebte über den Schnee auf mich zu und ergriff mit ihrer faltigen Hand die meine. Da war sie wieder, die Wärme, die mich vorher aus dem Dunkel befreit hatte. Sie durchströmte wieder meinen Körper, doch dieses Mal war es mehr. Ich spürte, wie die Wärme über meinen Körper hinaus ging… Ich konnte mir das alles nicht erklären, was war nur mit mir geschehen? Die alte Zwergin lächelte mir zu und wies mich an, ihr zu folgen und ihr zu helfen, die verletzten Zwerge zu versorgen. Während ich ihren Anweisungen folgte, erfuhr ich viele interessante Dinge.

Joseline war von der Lawine zum Glück verschont geblieben. Da sie eine Priesterin war, zog sie los, um zu sehen ob die Leute im Dorf Hilfe brauchten. Die Fähigkeit über unwegsames Gelände zu schweben, kam ihr dabei natürlich sehr zu Gute und so erreichte sie die Unglücksstelle sehr zügig. Warum sie mich unter den Schneemassen bemerkte, konnte sie mir damals noch nicht sagen. Die Wege des Lichts seien unergründlich, war immer ihre Antwort gewesen, wenn ich sie nach jener Nacht gefragt hatte. Aus irgendeinem Grund spürte sie meine Anwesenheit unter dem Schnee. Sie hätte mich mit Leichtigkeit befreien können, doch schien sie mich testen zu wollen und gab mir nur den Funken, um die Wärme zu verbreiten. In dieser Nacht verstand ich nur weniges von dem, was sie mir erzählte, doch ich wusste genau, dass diese Nacht mein ganzes Leben in eine neue Bahn richten würde.
Zum Glück kam bald ein Hilfstrupp aus Ironforge mit dessen Hilfe wir alle Verletzten bergen und retten konnten.

Seit jener Nacht ging ich fast täglich zu Joseline, um mich ihren Lehren des Lichts hinzugeben, bis ich alt genug war, um bei Theodrus Frostbart in Ironforge meine richtige Priesterausbildung zu beginnen.


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